Attilâ İlhan/ Gedicht

 

 

 

 

 

 

Attilâ İlh­an
15. Juni 1925, Men­e­men (Prov­inz Izmir) — 10. Okto­ber 2005, Istanbul

sie schlu­gen mich mal

sie schlu­gen mich mal da war ich noch arg bebrillt
ich trug wollmütze hat­te den schnur­rbart noch
in büyükdere schlu­gen sie mich emirgân und andere
nachts schlu­gen sie mich ich spuck­te meine zähne

mit emirgân ver­tra­gen wir uns seit jeher nicht
er ist eingeschnappt weil ich nicht sterbe
die anderen sehe ich mal hier mal dort
stre­unende hunde sind sie bemessert einige
aber sie schlu­gen sehr schlimm wenn ichs doch sage
eine weile spürte ich die schul­ter nicht ich spuck­te meine zähne

in die magen­grube schlu­gen sie die faust­spur ersichtlich
irgend­wann in der nacht erbrach ich heimlich
ein insekt krabbelte mir den nack­en hinunter
blutete mir die nase oder weinte ich
in büyükdere schlu­gen sie mich emirgân und andere
kein­er tren­nte uns nie­mand gab wass­er ich durstete
wären wir ver­söh­nt dächte ich an dich
einzuschlafen in dein­er kindeswärme
die schul­ter spürte ich eine weile nicht ich spuck­te meine zähne

aber sie schlu­gen sehr schlimm wenn ichs doch sage
ich trug wollmütze hat­te den schnur­rbart noch
wollte nicht gese­hen wer­den in dieser misere
die nach­tapotheke kam mir nicht in den sinn
in einem hotel etwas warmes zu trinken
wären wir ver­söh­nt dächte ich an dich
mein zer­schla­genes gesicht in deine hände einzubetten
würde vielle­icht daran denken zu weinen
eine weile spürte ich die schul­ter nicht ich spuck­te meine zähne

man schlug mich mal da war ich noch arg bebrillt
ich trug wollmütze hat­te den schnur­rbart noch
in büyükdere schlu­gen sie mich emirgân und andere
deinetwe­gen schlu­gen sie mich ich spuck­te meine zähne

 

Gedicht: Attilâ İlhan
Über­set­zung: © Safiye Can, 2007÷2011÷2012÷2013÷2018 (29. September)

Orig­inalti­tel des Gedichts: „Beni Bir Kere Dövdüler“, aus seinem Buch „Bela Çiçeği“, erste Auflage im Jahr 1961. Das Buch erre­ichte 1999 die 7. Auflage.
Es ist die Erstüber­set­zung dieses Gedicht­es in die deutsche Sprache.

Ati­tlâ İlh­an war ein türkisch­er Dichter, Schrift­steller, Romanci­er, Essay­ist und Jour­nal­ist. Mehrere sein­er Werke wur­den ver­filmt, für einige schrieb er selb­st das Drehbuch.
Er gehört zu meinen Lieblingsdichtern.

Foto: Daniela Bis­esi,
Festver­anstal­tung “100 Jahre Stadt­bib­lio­thek Offen­bach am Main”, 2007

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