20 Sep

Buchkultur — Besprechung 2014

Rose und Nachtigall_Gedichtbesprechung_BuchkulturWann immer ich eine Rose sehe / in mir, die Nachtigall“. Diesen Zweizeiler setzt Safiye Can als Motto vor ihren ersten Gedichtband „Rose und Nachtigall“. Ein starkes Debüt ist es geworden, was uns die in Offenbach geborene Autorin mit türkischem Hintergrund (sie ist Tscherkessin) vorlegt. Sie spricht Türkisch wie Deutsch, ihre Magisterarbeit machte sie an der Goethe-Universität Frankfurt, wo sie derzeit als Zweitstudium Germanistik und Kunstgeschichte studiert. In dieser Mehrsprachigkeit, in der Gewissheit, aus beiden Sprachen Bilder und Erkenntnisse ziehen zu können, entwickelt sie ihren lyrischen Ton. Liebesgedichte sind darunter, deren lapidare Schönheit besticht; zugleich spielt sie lustvoll mit der formalen Darstellung ihrer Texte (gutes Beispiel: „Der Schmerz“); verbindet Inhalt und Form elegant zum passenden Gedicht. Was es mit dem Motiv von Rose und Nachtigall in der türkischen Literatur auf sich hat, darüber klärt uns der Philologe Murat Tuncel im Anhang auf. Vielversprechender Beginn einer interessanten Autorin.
NJ
Aus: Buchkultur 155, S. 41, August/September 2014