18 Okt

Frankfurter Rundschau Buchmesse 2019

Fre­itag, 18.10.2019
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Safiye Can liegt Lyrik am Herzen und das vermittelt sie auch – unter anderem an Schulen.
Safiye Can liegt Lyrik am Herzen und das ver­mit­telt sie auch – unter anderem an Schulen.© Rolf Oeser

17.10.19 18:49

Buchmesse

Safiye Can: Liebesgedichte und Politik

  • von­Va­lerie Eiseler

Die Offen­bach­er Autorin Safiye Can will nicht in der Schublade „Migra­tion“ feststecken.

Ich bin mit­tler­weile angekom­men im Lit­er­aturbe­trieb“, erzählt Autorin Safiye Can dem Pulk von Besuch­ern am Stand „Lit­er­atur in Hes­sen“, nach­dem sie mit einem Gedicht zum The­ma Migra­tion ihre ein­führende Lesung been­det hat. Daher könne sie sich mit­tler­weile aus­suchen, ob und wann sie zu diesem The­ma spreche und schreibe. Aber auch sie habe mit der Schublade „Migra­tion“ am Anfang ihrer Kar­riere zu kämpfen gehabt: „Für dieses The­ma ist man als Autor mit einem fremdländisch klin­gen­den Namen gut genug.“

Dabei wirft Can dem deutschen Lit­er­aturbe­trieb keinen Ras­sis­mus vor, son­dern stellt lediglich fest, dass es sich dabei weit­er um ein Prob­lem han­dele. „Wir kämpfen“, sagt sie, „wir schreiben über The­men wie Heimat, aber eben nicht nur. Son­dern auch Liebesgedichte.“ Let­ztere gehören zur Spezial­ität der Offen­bach­er Autorin und mit einem leicht­en Lächeln auf den Lip­pen trägt sie die kurzen Stücke ihrem aufmerk­samen Pub­likum vor.

Cans Werke erscheinen häu­fig nicht bloß als geschriebenes Wort, son­dern auch als visuelle Gedichte, auf dem Papi­er in Form gebracht oder als Wort­col­la­gen, eine Art der konkreten Poe­sie, bei der sie Auss­chnitte aus Zeitun­gen auf dem Papi­er arrang­iert. „Das Gedicht sagt mir, dass es noch nicht fer­tig ist, son­dern, dass es von mir noch in eine bes­timmte Form gebracht wer­den will“, so Can.

Einige ihrer aktuelleren Col­la­gen ent­standen während ihres Aufen­thalts im hes­sis­chen Laubach, wo die Autorin mit dem „Land in Sicht Stipendi­um“ des Hes­sis­chen Min­is­teri­ums für Wirtschaft und Kun­st einen Monat ver­brachte. Defin­i­tiv ein Unter­schied zur ihrem son­sti­gen Pflaster, aber für Can ein willkommen­er. „Ich habe eine Wertschätzung von dieser Stadt bekom­men und das bedeutet mir sehr viel.“ Vor Ort in Laubach arbeit­ete die Autorin auch an Schulen, wo sie mit Schülern und Schü­lerin­nen über Lyrik sprach und Lesun­gen gab. Viel zu häu­fig hät­ten Kinder schon in der Schule schlechte oder gar keine Erfahrun­gen mit Lyrik gemacht, das wolle sie ändern. Daher ver­anstal­tet Can seit fün­fzehn Jahren regelmäßig Schreib­w­erk­stät­ten für Kinder und Jugendliche.

Unter­dessen lebt und arbeit­et die Autorin wieder in Offen­bach, in Andenken an ihre Zeit in Laubach hängt nun aber ihr Gedicht „Der Garten“ im dor­ti­gen Schlosspark.