8 Mai

WDR 5 Literaturmagazin Rezension 2020

Buchrezen­sion WDR 5 Büch­er. Das WDR 5‑Literaturmagazin
Lyrik aktuell
8.5.2020 (Sendungswider­hol­ung, So 10.5.2020, WDR5 Radio 15:05Uhr)
Rose und Nachti­gall
Hier geht es zum Link 

 

Aktuelle Lyrik

Ich geh dann mal” von Safiye Can

Wun­der­volle Lyrik kommt von Safiye Can, die tscherkessis­che Vor­fahren hat. Tscherkessen bilden eine Min­der­heit in der Türkei und sind vor langer Zeit aus dem Kauka­sus einge­wan­dert. Was das mit Lyrik zu tun hat? Es ist immer inter­es­sant zu wis­sen, wo ein Men­sch seine Wurzeln hat.

Safiye Can ist 1977 in Offen­bach am Main zur Welt gekom­men, studierte Philoso­phie, Psy­cho­analyse sowie Rechtswis­senschaft und debütierte 2014 im Größen­wahn Ver­lag mit dem Gedicht­band “Rose und Nachti­gall”. Der Rezensent hat­te sich schon immer gefragt, was man mit so einem Studi­um anfängt. Jet­zt weiß er’s: gute Gedichte schreiben!

Der Band “Rose und Nachti­gall” ist ger­ade noch ein­mal aufgelegt wor­den – und das war der Mühe wert. Es sind alles Liebesgedichte, die Safiye Can da veröf­fentlicht hat. Liebesgedichte, die einen berühren, wenn es ges­tat­tet ist, dieses übel beleumdete Wort zu benutzen. Liebesgedichte an den Unbekan­nten und den Bekan­nten und an Fremde, deren Hemd nach “Heimat riecht” und deren Hände und Augen “Ferne” ausstrahlen.

Safiye Can hat ein untrüglich­es Gespür für Meta­phern, Bilder und Stim­mungen. Gle­ichzeit­ig schafft sie einen Ton, der zwis­chen zarter Melan­cholie, bestem Frohsinn und beiläu­figer Lakonie daherkommt. Und: Was sie sagen will, das schafft es auch in traumhafter Lan­dung auf den Punkt. So etwas hat Sel­tenheitswert – vielle­icht liegt es ja an den tscherkessis­chen Vorfahren.

Eine Rezen­sion von Matthias Ehlers

Lit­er­at­u­rangaben:
Safiye Can. Rose und Nachti­gall. Liebesgedichte
Wall­stein Ver­lag, 108 Seit­en, 18 Euro

Stand: 08.05.2020, 13:08