Lesung Leibnizschule Offenbach 2024
Di. 14.5.2024, 9:30–11:00h
Schullesung mit Gespräch
mit der Autorin Safiye Can
Q2, Oberstufe, 17–18J.
Leibnizschule Offenbach
Org.: M. Schäfer
Foto: M. Schöne
Leibniz Journal, Webseite der Leibnizschule Offenbach
Moderne Poesie — Autorinnenlesung mit Safiye Can
Dank Kontakten aus der Fachschaft Deutsch, insbesondere von Herrn und Frau Schäfer, kommt seit einigen Jahren der jeweilige Jahrgang Q2 in den Genuss einer Lesung mit einem aktuellen Autor bzw. einer aktuellen Autorin. In diesem Jahr war eigentlich Anna Yeliz Schentke eingeladen, die jedoch krankheitsbedingt absagen musste. Spontan erklärte sich Safiye Can auf Nachfrage hin bereit einzuspringen – und begeisterte nicht nur damit:
Die vielfach ausgezeichnete Dichterin traf nicht nur als Offenbacherin und mit ihrer offenen, zugewandten Art den Nerv ihres jungen Publikums, sondern natürlich vor allem mit ihren Werken. Auch wenn ein Schüler bereits eine Lesung von ihr besucht hatte, ist den meisten angehenden Abiturientinnen und Abiturienten fast ausschließlich die klassische und romantische Lyrik des Lehrplans geläufig. Moderne Poesie, darunter konkrete wie auch Gedichtcollagen, war den meisten neu. Safiye Can stellte ihre Bücher „Kinder der verlorenen Gesellschaft“, Poesie und Pandemie“, „Rose und Nachtigall“ sowie „Diese Haltestelle hab ich mir gemacht“ vor, wobei sie ebenfalls auf ein türkisches Kinderbuch einging, denn sie übersetzt nebenbei – inzwischen sogar in beide Richtungen. Liebeslyrik, aber auch Gedichte zu Themen wie Rassismus und Feminismus („Einzeltäter“; „Wenn du eine Frau bist…“), sprachen die Jugendlichen an, von denen sich etliche eines ihrer Bücher kauften – natürlich mit Widmung handsigniert, wobei eine gezeichnete Blume nicht fehlen darf. Echte Blumen gab es schließlich von Herrn Schäfer neben viel Applaus aus der Zuhörerschaft als Dank für ihren großartigen Vortrag.
Nach ihrer Lesung aus ihren Gedichten beantwortete Can auch Fragen rund um die Hintergründe ihrer Werke, zu ihrer eigenen Schulzeit sowie zum Buchmarkt und Verlagswesen. Sie berichtete davon, wie wenig selbstverständlich es war, als Schülerin mit Migrationshintergrund zu einer ausgezeichneten deutschen Dichterin zu werden, wie ein Mann bei einer Lesung in München herausgeführt werden musste, weil er den Vortrag eines feministischen Gedichtes massiv störte, und wie schön, aber auch finanziell unsicher es ist, als Künstlerin zu leben. Und das gab sie den Schülerinnen und Schülern abschließend mit: Macht in Eurem Leben, was Euch Spaß macht (auch wenn es nicht den Erwartungen des Umfelds entspricht oder unsicher ist)! Lest Bücher, auch in der Muttersprache! Und was sie selbst erreichen möchte? Dass der Mensch als Mensch gesehen wird – diese pure Menschlichkeit ist die Botschaft ihrer Werke, die auch in dieser Lesung nicht nur thematisch, sondern ebenfalls atmosphärisch deutlich wurde.